Sonntag, 22. Mai 2011

Irgendwas macht der Papst falsch

Kennt Ihr auch das Klischee vom Baptistengottesdienst in Harlem, als dreistündiges Gospel-Festival mit 99% Schwarzen mitfeiernden, einer Kirchenbesucherin, die lieber Kreuzworträtsel löst, andererseits engagierten Halleluja-Zwischenrufen aus der Gemeinde nach jedem zweiten Satz des Vorbeters und einem mitreißenden Prediger, der so schreit, dass sich seine Stimme fast überschlägt? Ich schwör’s Euch: Es ist genau so. Ich denke, den einen oder anderen Aspekt von Glauben haben wir Katholiken bisher gründlich missverstanden. Knieende Demut und die Überbetonung sündigen Versagens bringt wohl kaum selbstbewusste Christen hervor, stark, weil sie wissen, dass Gott sie liebt und einen Plan mit ihnen hat.

Kirchen gibt es hier an jeder Straßenecke, wir sind in die nächstbeste reingeschneit (Mount Olivet Baptist Church). Nicht jede scheint die gleiche Richtung zu vertreten: Eine sieht sich als Schutzschild gegen Präsident Obama, der eigentlich ein verkappter Moslem namens Hussein sei. Das Gotteshaus eine Tür weiter grenzt sich davon dezidiert ab „Wir haben mit der Kirche an der Ecke nichts zu tun und unterstützen Präsident Obama.“ Freie Kirchen in einem freien Land.

Wir haben viel zu wenig an für die zugigen 15 Grad, die hier herrschen. So huschen wir denn auch relativ rasch durch den Central Park zum Guggenheim Museum und kriegen den Umbruch in der europäischen Malerei 1910-1918 vor Augen geführt. Übrigens toll bei einer globalen Bank zu arbeiten, mit der wir hier gratis reinmarschieren.

Den Rhythmus, weit zu wandern und uns mindestens jede halbe Stunde mit Essen oder Trinken aufzuwärmen, versuchen wir für den Rest des Tages beizubehalten, auch wenn Lokale wie die Sushi Bar Amber ein Klima aufweisen, das ein Auftauen verhindert. Und es scheint „in“ zu sein, Lokale schwarz auszumalen und düster zu beleuchten.

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