Montag, 13. April 2015

Wie man zu Kohle kommt

Vielleicht kennt Ihr die Befriedigung auch, einen lang gehegten Plan endlich in die Tat umzusetzen. Sie geht weit über den Genuss der Sache selbst hinaus, sondern nährt sich durchaus im Abhaken auf der fiktiven Liste.

Zu diesen Events zählt das Grillen mit der Glut des Sechseläuten-Scheiterhaufens, zu dem wir uns dieses Jahr mit JH und MB verabredet haben. Mit vollem Equipment rücken wir an, sogar mit einem kleinen Rost, vor allem aber mit ein paar Bier extra, die wir beim Mann mit der langen Schaufel mit wenig Überredungskunst gegen zwei Schaufeln voll Glut eintauschen, die sogar die umliegenden Mädels nutzen wollen, ebenso wie ein hier ansässiger Amerikaner, der die These formuliert, die Zürcher brauchten einen Vorwand um freundlich und zugängliche zu sein. Und Sächselüüten erfülle diese Rolle vorzüglich. Scheint mir so treffend, dass dem nicht zu widersprechen ist.

Dienstag, 25. März 2014

Was Konstantin Wecker mit unserer Waschküche zu tun hat

Als ich vielleicht 11 war, hat mein großer Bruder die Kunst entdeckt, marmorierte Papiere herzustellen. Er hat eine große Kleisterwanne getischlert, Waschküche und Heizkeller mit Plastik ausgelegt und Farben mit Ochsengalle angerührt. Für die folgenden Tage herrschte Ausnahmezustand im Keller, während dessen er seiner Kreativität freien Lauf ließ. Natürlich imponierte mir das alles recht, und in den Pausen habe auch ich mich an der hohen Kunst versucht.
Aus dem kleinen schwarzen Kofferradio tönten dazu in kräftiger Lautstärke die Lieder von Konstantin Wecker. Den ganzen Tag. Sehr zum missfallen unserer Eltern, die solcherlei linkes Gedudel nicht gutheißen wollten.
Seither war Wecker kein Thema mehr. Bis heute, als ich ihn live hörte, quasi als Hommage an meinen Bruder, und mich von seinem ungebrochenen Willen, kompromisslos zu leben, anstecken ließ. Ich musste wohl über 40 werden, um mich von seinen poetischen und kraftvollen Texten ansprechen lassen zu können.

Samstag, 28. Mai 2011

Robert am Centralpark

„Robert“ prangt auf der Speisekarte. Im gleichnamigen Restaurant pflegen wir Essen mit Geschmack und Design. Und mit dem unvergleichlichen Blick auf den Central Park. Die beiden Einrichtungen laufen dem eigentlichen Zweck des Museums of Art and Design, nämlich den wechselnden Ausstellungen, wohl den Rang ab.

Der Brunch bildet gleichzeitig den würdigen Abschluss unserer Reise. Freudige Überraschung erleben wir noch am Flughafen, wo wir zufällig die Gelegenheit haben, einer Bekannten „Hai“ zu sagen, im wahrsten Sinn des Wortes: E. fliegt vom Hai-Tauchen vor Costa Rica mit dem gleichen Flieger heim.

Freitag, 27. Mai 2011

Vom Shoppen, Schauen und Schifferlfahren

Nicole Kidman ist gerade nicht dort. Tom Cruise auch nicht. Aber ich: Joggen im Central Park.

Später machen wir uns auf den Weg, ein Stückchen Schweiz aufzusuchen: B., eine Berner Künstlerin, die gerade temporär dort lebt und uns willkommen heißt. Der zeitgenössischen Kunst bleiben wir treu: im New Museum of Contemporary Art beeindruckt mich besonders die Werkschau von Gustav Metzger, der historische Fotografien immer etwas verdeckt und so das Interesse steigert. Eine metergroße Fotografie vom Heldenplatz am Anschlusstag 1938 etwa liegt völlig bedeckt unter einem gelben Tuch am Boden.

Ein Phô in China Town räumt auch noch die letzten Auswirkungen der Cocktails gestern Abend aus unseren Körpern und wir sind bereit für ein weiteres Highlight: Die Fähre nach Staten Island beschert uns Postkartenblicke auf Manhattan, Brooklyn und die Freiheitsstatue. Wir knipsen uns einen Ast ab.

Die Abendsonne steht tief, aber noch ist das Tagewerk nicht vollbracht. Durch Chelsea gelangen wir zum High Line Park. Diese ehemalige Hochbahn wurde der Öffentlichkeit als Park zugänglich gemacht und von vielen Menschen gern genutzt. Unseren Besuch haben wir durch leckeres Bio-Eis-Geschlecke noch speziell gepimpt.

Der Spaziergang führt uns in den Meatpacking District, wo nicht nur viele Großmetzgereien angesiedelt sind, sondern inzwischen auch jede Menge Designer-Läden und Lokale, die so hip sind, dass wir dort kein lauschiges Platzerl im Freien ohne Vorreservierung und Wartezeit erheischen können. Da loben wir uns halt das Village, in dem wir unser verdientes Bud schlürfen. Dürfen.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Aussie gegen Ami, das nenn’ ich Brutalität

So gemütlich kann ein Tag sein! Wir streunen ausgiebig vom durch’s Greenwich Village und kommen sogar zum Kartenschreiben! (Eh nur ganz wenige, seid nicht traurig, wenn Ihr nicht auf der Empfängerliste steht… Aber lasst es mich wissen, dann gibt’s beim nächsten Mal garantiert eine, Ehrenwort!)

Bei Vorbeigehen sehen wir: CB’s Comedy Club. Keine Ahnung, was dort auf welchem Niveau geboten wird, aber der Herr am anderen Ende der Telefonnummer reserviert uns gerne Karten für heute Abend.

Die Zeit bis dahin vertreiben wir uns mit den beiden Dingen, die NY wohl am besten zu bieten hat: Shoppen in SoHo und Speisen beim Italiener.

Unser Spaßkeller stellt sich zunächst als überklimatisierter Kühlschrank vor, füllt sich aber mit etwa 20 Leuten, von denen bekanntlich jeder mit 100W heizt. Macht einen Heizstrahler, alles in allem. Die Stimmung heizt zusätzlich die Vorschrift an, dass jeder zwei Drinks in 1 ½ Stunden konsumieren muss. Nicht nur deswegen entpuppt sich das halbe Dutzend Comedians, die nacheinander auftreten, großteils als ziemlich talentiert.

Alles kreist immer wieder um die beiden Matrosen, die die hübschen Hispano-New Yorkerinnen angeblich nicht eben erst aus Anlass der Fleet Week aufgezwickt haben, sondern schon seit einem Jahr kennen (seit voriger Fleet Week?), und um die beiden Australierinnen mit einem dermaßen großen Mundwerk, dass sich ihre Ehemänner in den Boden schämen und sogar der Club-Besitzer dezent darauf hinweist, dass die Gäste zahlen, um die Show auf der Bühne zu sehen, nicht die im Publikum.

Und der Rest des Programms dreht sich um Sex, auf einem Niveau, wo die Frage, ob sich die Australier nun den Sack rasieren oder nicht, zu den harmlosen gehört. So ein Kabarett ist den Amerikanern kein Problem, aber ein (ohnehin nur halb) entblößter Busen im Fernsehen ein Skandal. Scheint mir jetzt ein bisschen doppelbödig.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Feuer am Dach x 2

Einer der Vorteile, bei einer globalen Firma zu arbeiten, besteht darin, dass man immer irgendwie einen Chef in NY hat, von dem man sich zum Mittagessen einladen lassen kann. Und der hat wiederum eine Assistentin mit den besten Tipps zum Ausgehen und Einkaufen (was man von NY erwartet halt).

Ein Nachteil besteht darin, im NY Office keine Zutrittsberechtigungskarte ausgestellt zu kriegen. Das ist nicht weiter tragisch, solange man nicht den fatalen Fehler begeht, vom 10. in den 11. Stock ins nächste Büro eben mal über’s Stiegenhaus gehen zu wollen. Dann findet man sich nämlich urplötzlich in der Situation, dass man im 11. Stock mangels Badge nicht mehr rein kann. Und auch nicht im 12. und im 9. Also bleibt nur der Weg ins Erdgeschoss. Was insofern peinlich ist als die Bewegungsmelder auf der Fluchttreppe unweigerlich einen extrem schrillen Feueralarm auslösen.

Nach der Aufregung entspanne ich mich im 230 Fifth, einer äußerst coolen Dachterrassen-Bar mit Palmen. Und: In diesem Land arbeitet man im Service und meint das auch so. Das heißt, als allein ankommender Mann werde ich von einer bildhübschen Kellnerin mit breitestem Lächeln begrüßt und krieg gleich mal ein nettes Kompliment ab. Wenn ich nicht wüsste, dass das Teil des Jobverständnisses ist, käme ich mir Länge mal Breite angebraten vor. So aber stelle ich höchstens fest: Es hat mir noch nie jemand mit so viel Charme meine Kreditkarte abgeluchst.

P.S. Das Cornelia Street Café, wo wir noch einen lauschigen Logenplatz im Freien ergattern, wird zwar in jedem Reiseführer empfohlen und serviert österreichischen Grünen Veltliner. Aber lasst Euch sagen: Wir haben die ganze Woche nicht so zweitklassig gegessen wie dort.

Dienstag, 24. Mai 2011

Mr. Big

Das Food Emporion in der 8th Avenue wird unser frühstückstechnisches Zuhause. Wir empfehlen speziell die Cranberry Rolls.

Heute wollen wir hoch hinaus: Im Rockefeller Center reihen wir uns in die Schlange um Karten ein. Als wir eine halbe Stunde später welche in den Händen halten, ist die Schlange leer. Das nenne ich Pech.

Das Glück hingegen ist uns insofern hold, als heute die Sonne lacht, definitiv ein Plus auf der Terrasse im 67. Stock. „Top of the Rock“ heißt das hier, und es rockt tatsächlich, vor allem der wunderbare Blick auf den Central Park.

Danach machen wir es wie die Amerikaner: Wir besorgen uns eine Schüssel Salat und ein Sandwich und machen es uns in den Channel Gardens bei den Flaggen aus aller Welt in der Sonne gemütlich. Und im Lego-Shop, der die wichtigsten New Yorker Sehenswürdigkeiten nachbaut, allen voran natürlich das Rockefeller Center selbst.

Ai Wei Wei begegnet uns auch in NY: Seine Zodiacs werden an der Ecke zum Central Park ausgestellt. Ich hab schon Beeindruckenderes gesehen.

Am Times Square besorgen wir uns ermäßigte Tickets für den Abend und schlendern weiter zur New York Public Library. Das Freiluftcafé Richtung Bryant Park gehört wohl zu den hübschesten in der Stadt. Beeindruckend aber auch die Lesesäle im Inneren. Wir werfen einen kurzen Foto-Blick hinein und eilen hierauf zurück zum Rockefeller Center: um 17 Uhr beginnt nämlich unsere Führung durch die NBC Studios. Die sind wohl auch interessanter, wenn man die Nachrichtenstudios täglich im Fernsehen sieht und alle Shows kennt, von denen hier die Rede ist. Unsere Führerin macht ihre „last tour ever“ und irgendwie ist das auch gut so.

„That Championship Season“ im Jacob Theatre wurde extrem gut gespielt, aber die Inszenierung brachte den Schluss noch moralisierender raus als er ohnehin schon ist. Dafür fand die Damenwelt die Schauspieler umso leckerer, allen voran Kiefer Sutherland und Chris Noth (alias Mr. Big). Frenetische Standing Ovations, es gibt aber keine Vorhänge – Der Applaus ist kurz und effizient, wie ein Restaurantbesuch in diesem Land. Vorm Eingang trifft man sich noch zur Autogrammstunde. Vierspurige Straße, kaum Verkehr, aber ein Polizist ermahnt alle, dass sie weitergehen müssen, wenn sie nicht vollständig auf den Gehsteig passen, in diesem Land der großen Freiheiten.

Aber Steak grillen können sie, das muss man ihnen lassen - oder sich bringen lassen, in unserem Fall bei Bobby Van’s im Freien (45th Street).