Samstag, 28. Mai 2011

Robert am Centralpark

„Robert“ prangt auf der Speisekarte. Im gleichnamigen Restaurant pflegen wir Essen mit Geschmack und Design. Und mit dem unvergleichlichen Blick auf den Central Park. Die beiden Einrichtungen laufen dem eigentlichen Zweck des Museums of Art and Design, nämlich den wechselnden Ausstellungen, wohl den Rang ab.

Der Brunch bildet gleichzeitig den würdigen Abschluss unserer Reise. Freudige Überraschung erleben wir noch am Flughafen, wo wir zufällig die Gelegenheit haben, einer Bekannten „Hai“ zu sagen, im wahrsten Sinn des Wortes: E. fliegt vom Hai-Tauchen vor Costa Rica mit dem gleichen Flieger heim.

Freitag, 27. Mai 2011

Vom Shoppen, Schauen und Schifferlfahren

Nicole Kidman ist gerade nicht dort. Tom Cruise auch nicht. Aber ich: Joggen im Central Park.

Später machen wir uns auf den Weg, ein Stückchen Schweiz aufzusuchen: B., eine Berner Künstlerin, die gerade temporär dort lebt und uns willkommen heißt. Der zeitgenössischen Kunst bleiben wir treu: im New Museum of Contemporary Art beeindruckt mich besonders die Werkschau von Gustav Metzger, der historische Fotografien immer etwas verdeckt und so das Interesse steigert. Eine metergroße Fotografie vom Heldenplatz am Anschlusstag 1938 etwa liegt völlig bedeckt unter einem gelben Tuch am Boden.

Ein Phô in China Town räumt auch noch die letzten Auswirkungen der Cocktails gestern Abend aus unseren Körpern und wir sind bereit für ein weiteres Highlight: Die Fähre nach Staten Island beschert uns Postkartenblicke auf Manhattan, Brooklyn und die Freiheitsstatue. Wir knipsen uns einen Ast ab.

Die Abendsonne steht tief, aber noch ist das Tagewerk nicht vollbracht. Durch Chelsea gelangen wir zum High Line Park. Diese ehemalige Hochbahn wurde der Öffentlichkeit als Park zugänglich gemacht und von vielen Menschen gern genutzt. Unseren Besuch haben wir durch leckeres Bio-Eis-Geschlecke noch speziell gepimpt.

Der Spaziergang führt uns in den Meatpacking District, wo nicht nur viele Großmetzgereien angesiedelt sind, sondern inzwischen auch jede Menge Designer-Läden und Lokale, die so hip sind, dass wir dort kein lauschiges Platzerl im Freien ohne Vorreservierung und Wartezeit erheischen können. Da loben wir uns halt das Village, in dem wir unser verdientes Bud schlürfen. Dürfen.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Aussie gegen Ami, das nenn’ ich Brutalität

So gemütlich kann ein Tag sein! Wir streunen ausgiebig vom durch’s Greenwich Village und kommen sogar zum Kartenschreiben! (Eh nur ganz wenige, seid nicht traurig, wenn Ihr nicht auf der Empfängerliste steht… Aber lasst es mich wissen, dann gibt’s beim nächsten Mal garantiert eine, Ehrenwort!)

Bei Vorbeigehen sehen wir: CB’s Comedy Club. Keine Ahnung, was dort auf welchem Niveau geboten wird, aber der Herr am anderen Ende der Telefonnummer reserviert uns gerne Karten für heute Abend.

Die Zeit bis dahin vertreiben wir uns mit den beiden Dingen, die NY wohl am besten zu bieten hat: Shoppen in SoHo und Speisen beim Italiener.

Unser Spaßkeller stellt sich zunächst als überklimatisierter Kühlschrank vor, füllt sich aber mit etwa 20 Leuten, von denen bekanntlich jeder mit 100W heizt. Macht einen Heizstrahler, alles in allem. Die Stimmung heizt zusätzlich die Vorschrift an, dass jeder zwei Drinks in 1 ½ Stunden konsumieren muss. Nicht nur deswegen entpuppt sich das halbe Dutzend Comedians, die nacheinander auftreten, großteils als ziemlich talentiert.

Alles kreist immer wieder um die beiden Matrosen, die die hübschen Hispano-New Yorkerinnen angeblich nicht eben erst aus Anlass der Fleet Week aufgezwickt haben, sondern schon seit einem Jahr kennen (seit voriger Fleet Week?), und um die beiden Australierinnen mit einem dermaßen großen Mundwerk, dass sich ihre Ehemänner in den Boden schämen und sogar der Club-Besitzer dezent darauf hinweist, dass die Gäste zahlen, um die Show auf der Bühne zu sehen, nicht die im Publikum.

Und der Rest des Programms dreht sich um Sex, auf einem Niveau, wo die Frage, ob sich die Australier nun den Sack rasieren oder nicht, zu den harmlosen gehört. So ein Kabarett ist den Amerikanern kein Problem, aber ein (ohnehin nur halb) entblößter Busen im Fernsehen ein Skandal. Scheint mir jetzt ein bisschen doppelbödig.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Feuer am Dach x 2

Einer der Vorteile, bei einer globalen Firma zu arbeiten, besteht darin, dass man immer irgendwie einen Chef in NY hat, von dem man sich zum Mittagessen einladen lassen kann. Und der hat wiederum eine Assistentin mit den besten Tipps zum Ausgehen und Einkaufen (was man von NY erwartet halt).

Ein Nachteil besteht darin, im NY Office keine Zutrittsberechtigungskarte ausgestellt zu kriegen. Das ist nicht weiter tragisch, solange man nicht den fatalen Fehler begeht, vom 10. in den 11. Stock ins nächste Büro eben mal über’s Stiegenhaus gehen zu wollen. Dann findet man sich nämlich urplötzlich in der Situation, dass man im 11. Stock mangels Badge nicht mehr rein kann. Und auch nicht im 12. und im 9. Also bleibt nur der Weg ins Erdgeschoss. Was insofern peinlich ist als die Bewegungsmelder auf der Fluchttreppe unweigerlich einen extrem schrillen Feueralarm auslösen.

Nach der Aufregung entspanne ich mich im 230 Fifth, einer äußerst coolen Dachterrassen-Bar mit Palmen. Und: In diesem Land arbeitet man im Service und meint das auch so. Das heißt, als allein ankommender Mann werde ich von einer bildhübschen Kellnerin mit breitestem Lächeln begrüßt und krieg gleich mal ein nettes Kompliment ab. Wenn ich nicht wüsste, dass das Teil des Jobverständnisses ist, käme ich mir Länge mal Breite angebraten vor. So aber stelle ich höchstens fest: Es hat mir noch nie jemand mit so viel Charme meine Kreditkarte abgeluchst.

P.S. Das Cornelia Street Café, wo wir noch einen lauschigen Logenplatz im Freien ergattern, wird zwar in jedem Reiseführer empfohlen und serviert österreichischen Grünen Veltliner. Aber lasst Euch sagen: Wir haben die ganze Woche nicht so zweitklassig gegessen wie dort.

Dienstag, 24. Mai 2011

Mr. Big

Das Food Emporion in der 8th Avenue wird unser frühstückstechnisches Zuhause. Wir empfehlen speziell die Cranberry Rolls.

Heute wollen wir hoch hinaus: Im Rockefeller Center reihen wir uns in die Schlange um Karten ein. Als wir eine halbe Stunde später welche in den Händen halten, ist die Schlange leer. Das nenne ich Pech.

Das Glück hingegen ist uns insofern hold, als heute die Sonne lacht, definitiv ein Plus auf der Terrasse im 67. Stock. „Top of the Rock“ heißt das hier, und es rockt tatsächlich, vor allem der wunderbare Blick auf den Central Park.

Danach machen wir es wie die Amerikaner: Wir besorgen uns eine Schüssel Salat und ein Sandwich und machen es uns in den Channel Gardens bei den Flaggen aus aller Welt in der Sonne gemütlich. Und im Lego-Shop, der die wichtigsten New Yorker Sehenswürdigkeiten nachbaut, allen voran natürlich das Rockefeller Center selbst.

Ai Wei Wei begegnet uns auch in NY: Seine Zodiacs werden an der Ecke zum Central Park ausgestellt. Ich hab schon Beeindruckenderes gesehen.

Am Times Square besorgen wir uns ermäßigte Tickets für den Abend und schlendern weiter zur New York Public Library. Das Freiluftcafé Richtung Bryant Park gehört wohl zu den hübschesten in der Stadt. Beeindruckend aber auch die Lesesäle im Inneren. Wir werfen einen kurzen Foto-Blick hinein und eilen hierauf zurück zum Rockefeller Center: um 17 Uhr beginnt nämlich unsere Führung durch die NBC Studios. Die sind wohl auch interessanter, wenn man die Nachrichtenstudios täglich im Fernsehen sieht und alle Shows kennt, von denen hier die Rede ist. Unsere Führerin macht ihre „last tour ever“ und irgendwie ist das auch gut so.

„That Championship Season“ im Jacob Theatre wurde extrem gut gespielt, aber die Inszenierung brachte den Schluss noch moralisierender raus als er ohnehin schon ist. Dafür fand die Damenwelt die Schauspieler umso leckerer, allen voran Kiefer Sutherland und Chris Noth (alias Mr. Big). Frenetische Standing Ovations, es gibt aber keine Vorhänge – Der Applaus ist kurz und effizient, wie ein Restaurantbesuch in diesem Land. Vorm Eingang trifft man sich noch zur Autogrammstunde. Vierspurige Straße, kaum Verkehr, aber ein Polizist ermahnt alle, dass sie weitergehen müssen, wenn sie nicht vollständig auf den Gehsteig passen, in diesem Land der großen Freiheiten.

Aber Steak grillen können sie, das muss man ihnen lassen - oder sich bringen lassen, in unserem Fall bei Bobby Van’s im Freien (45th Street).

Montag, 23. Mai 2011

Die Wall Street ist eine Einbahnstraße

Das Cup Cake Café wurde uns ganz toll beschrieben und wird in mehreren Reiseführern belobigt. Wir haben es uns heute zum Frühstück gesucht. Sehr unscheinbar halb unter einer Eisenbahnbrücke, voll mit alten Möbeln, servieren sie dort angeblich den besten Cappuccino der Stadt. Nicht schlecht, besonders die Muffins schmecken. Aber was an dieser abgefuckten verlassenen Bude so herausragend sein soll, haben wir nicht entdeckt.

Zum Studieren des Reiseführers reicht es aber allemal, ein Prozess, an dessen Ende der Plan steht, das Besichtigungsprogramm am Ground Zero zu starten. Leider ist hinter den hohen Absperrungen die Baustelle nicht erspähen. Bob der Baumeister hätte sie gerne in aller Ruhe überblickt. So aber war nur eine Sneak Preview eingerichtet, in der die Zukunft des Ground Zero ersichtlich gemacht wird.

In New York wird mir übrigens auch bewusst, wie ungeheuer verschleiernd der Ausdruck 9/11 wirkt, politisch überkorrekt. Gestern habe ich zum ersten Mal vom „World Trade Massaker“ gelesen. Im ersten Moment verstörend direkt, aber eigentlich trifft das die Ereignisse viel besser. Klar, allzu versöhnlich tönt so eine Sprachregelung nicht, aber ehrlicher. Käme jemand auf die Idee, das Massaker von Srebrenica sprachlich zu beschönigen? Wohl kaum. Aber wir benennen das Unsagbare Ereignis in New York nichtssagend mit 9/11.

Wir ziehen zum Hudson River weiter, die Wolken steigen ein paar Stockwerke herunter, es beginnt leicht zu nieseln. Gespenstisch ausgestorben präsentiert sich die Esplanade. Richtung Battery Park kommen historische Hochhäuser zum Vorschein. Riesige Burgen in traditioneller Architektur, noch bevor man begann, Quader aus Stahl und Glas zu konstruieren.

Wir nähern uns Börse und Wall Street, in die Autos nur nach vorheriger Inspektion durch Suchhunde einfahren dürfen. Das Straßenbild wird hauptsächlich von Touristen geprägt, Investmentbanker sind keine zu sehen. Dafür gewinne ich vor Ort eine andere wichtige Erkenntnis: Die Wall Street ist eine Einbahnstraße. Geld fließt immer dort hin, wo schon welches ist.

Nach kurzem Stopp & Shop am Pier 17 marschieren wir weiter nach Chinatown. Dass es dort viele Chinesen gibt, überrascht nicht weiter, auch nicht, dass dort die meisten Läden chinesisch angeschrieben sind. Aber dass wir praktisch die einzigen Menschen westlicher Abstammung sein zu scheinen, hätten wir nicht unbedingt erwartet.

Schnell ein Fast Food zum Abendessen, dann geht’s ab nach Harlem. Nick’s Pub, der Jazz-Club, den wir rausgesucht hatten, ist, wie wir enttäuscht feststellen müssen, vorübergehend geschlossen. Dafür tauchen wir im Showman’s Café auf, kurz zögernd, aber man heißt uns energisch eintreten. Eine Handvoll ältere Herren sitzt an der Bar, am gesprächigsten Wayne. Jazz gibt es leider heute keinen. Aber jede Menge Tipps, wo wir in den nächsten Tagen den besten solchen zu hören kriegen. Leider sind wir für alles nicht lange genug in NY.

Sonntag, 22. Mai 2011

Irgendwas macht der Papst falsch

Kennt Ihr auch das Klischee vom Baptistengottesdienst in Harlem, als dreistündiges Gospel-Festival mit 99% Schwarzen mitfeiernden, einer Kirchenbesucherin, die lieber Kreuzworträtsel löst, andererseits engagierten Halleluja-Zwischenrufen aus der Gemeinde nach jedem zweiten Satz des Vorbeters und einem mitreißenden Prediger, der so schreit, dass sich seine Stimme fast überschlägt? Ich schwör’s Euch: Es ist genau so. Ich denke, den einen oder anderen Aspekt von Glauben haben wir Katholiken bisher gründlich missverstanden. Knieende Demut und die Überbetonung sündigen Versagens bringt wohl kaum selbstbewusste Christen hervor, stark, weil sie wissen, dass Gott sie liebt und einen Plan mit ihnen hat.

Kirchen gibt es hier an jeder Straßenecke, wir sind in die nächstbeste reingeschneit (Mount Olivet Baptist Church). Nicht jede scheint die gleiche Richtung zu vertreten: Eine sieht sich als Schutzschild gegen Präsident Obama, der eigentlich ein verkappter Moslem namens Hussein sei. Das Gotteshaus eine Tür weiter grenzt sich davon dezidiert ab „Wir haben mit der Kirche an der Ecke nichts zu tun und unterstützen Präsident Obama.“ Freie Kirchen in einem freien Land.

Wir haben viel zu wenig an für die zugigen 15 Grad, die hier herrschen. So huschen wir denn auch relativ rasch durch den Central Park zum Guggenheim Museum und kriegen den Umbruch in der europäischen Malerei 1910-1918 vor Augen geführt. Übrigens toll bei einer globalen Bank zu arbeiten, mit der wir hier gratis reinmarschieren.

Den Rhythmus, weit zu wandern und uns mindestens jede halbe Stunde mit Essen oder Trinken aufzuwärmen, versuchen wir für den Rest des Tages beizubehalten, auch wenn Lokale wie die Sushi Bar Amber ein Klima aufweisen, das ein Auftauen verhindert. Und es scheint „in“ zu sein, Lokale schwarz auszumalen und düster zu beleuchten.

Samstag, 21. Mai 2011

Herzlich willkommen in den USA

Eigentlich hätten wir in New York Spannenderes vor, aber unsere ersten anderthalb Stunden hier verbringen wir mit Anstehen beim Immigration Officer, der unsere Fingerabdrücke nimmt bevor wir einreisen dürfen.



Das Hotel ist sehr in Ordnung, gleich um die Ecke vom Times Square, den wir sogleich besuchen, dessen Menschenmassen am Samstagabend wir aber nach der langen Reise grad gar nicht aushalten. Dafür hat eine Trattoria noch ein Tischerl für uns: Heißt Dopo Teatro und offeriert Pre-Theater-Dinner...