Donnerstag, 19. März 2009

Tik - Tak - Tik - Tak

Tik - Tak - Tik - Tak. Mein Wecker. Wie in jungen Jahren. So ein klobiges Rundgesicht mit zwei silbernen Schellen am Schädel. Tik - Tak - Tik - Tak. Meine Ex-Freundin hatte es damals gut mit mir gemeint, der ich oft nur mühsam aus dem Bett zu kriechen bin. So versuchte ich es denn eine Zeit lang mit der unerträglich fröhlichen Morgen-Show aus dem Radio, die sich als erste meldete. Gefolgt von einem penetranten Gepiepse aus meinem Reisewecker, sich in unerbärmlich kurzen Abständen von fünf Minuten wiederholend. Schluss war erst als sich mein Rundgesicht aus der Küche meldete. BRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!!! Da half nur aufspringen und in die Küche rennen, damit nicht das ganze Haus plötzlich senkrecht im Bett steht. Abgeschaltet. Zurück ins warme Bett. Weitergedöst. Hilft eben alles nix.

Tik - Tak - Tik - Tak. Wobei... wenn ich das so schreibe, erinnert das mehr an eine Pendeluhr. So eine nussbaumene Jugendstil-Pendeluhr, wie sie mein Vater einst in erbittertem Zweikampf ersteigert hat. Mein Vater, der sonst jede Kaufentscheidung sorgsam rational abwägt, ersteigert ein Liebhaberstück! Tik - Tak - Tik - Tak, geht mir die Pendeluhr nicht aus dem Kopf. Mein Wecker tickt aber anders als sie, irgendwie leichter, schneller. tiktiktiktik tiktiktiktik tiktik.

tiktiktiktik tiktiktiktik tiktik, begleitet mich also jetzt mein Wecker. Das war nicht immer so. Vor einem Jahr gab er plötzlich den Geist auf. Von einem Tag auf den anderen. Zuerst habe ich noch gedacht, er ist einfach ein bisschen überdreht. Bin ich auch manchmal. Wie aufgezogen. Aber nein. Da hilft kein gut Zureden, kein Streicheln und auch Schütteln hilft der Unruhe nur vorübergehend auf die Sprünge. Und schon gar nicht eine dillettantische Zerlegungsaktion meinerseits. Der Wecker steht da stumm auf einem Hocker neben meinem Schreibtisch herum. Dort musste er heute einem vertrockneten Ficus Benjamin weichen. Seither tickt er wieder. Mein Wecker tickt eben. Anders.