Dienstag, 25. März 2014

Was Konstantin Wecker mit unserer Waschküche zu tun hat

Als ich vielleicht 11 war, hat mein großer Bruder die Kunst entdeckt, marmorierte Papiere herzustellen. Er hat eine große Kleisterwanne getischlert, Waschküche und Heizkeller mit Plastik ausgelegt und Farben mit Ochsengalle angerührt. Für die folgenden Tage herrschte Ausnahmezustand im Keller, während dessen er seiner Kreativität freien Lauf ließ. Natürlich imponierte mir das alles recht, und in den Pausen habe auch ich mich an der hohen Kunst versucht.
Aus dem kleinen schwarzen Kofferradio tönten dazu in kräftiger Lautstärke die Lieder von Konstantin Wecker. Den ganzen Tag. Sehr zum missfallen unserer Eltern, die solcherlei linkes Gedudel nicht gutheißen wollten.
Seither war Wecker kein Thema mehr. Bis heute, als ich ihn live hörte, quasi als Hommage an meinen Bruder, und mich von seinem ungebrochenen Willen, kompromisslos zu leben, anstecken ließ. Ich musste wohl über 40 werden, um mich von seinen poetischen und kraftvollen Texten ansprechen lassen zu können.

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